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Sperrstund is!

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Selbst bei unserer 30. Veranstaltung kamen wir nicht ohne das Unwort „Brexit“ aus. Prof. Dr. Kurt Tiroch, der den Brexit mit dem Darién Projekt verglich, sah richtigerweise Parallen zwischen den beiden: so wie der Brexit von englischer Seite nicht durchdacht ist, so war das auch beim Darién Projekt.

Dieses stümperhafte Vorgehen der Akteure führte zur finanziellen Katastrophe und schließlich dem Untergang Schottlands als unabhängiger Staat. Logisch, dass wir, die den Worten unseres Präsidenten lauschten, nicht umhin kamen, zu befürchten, dass der Brexit zu einem ähnlich grauslichen Ende führen könnte.


Während das am 30. August 1873 vom kaiserlich und königlichen Oberleutnant Julius Payer gesichtete Archipel nach wie vor Franz-Josef-Land (auf russisch Semlja Franza-Jossifa) heißt, blieb den Schotten von dem Traum, auch einen Platz in der Sonne zu ergattern, ein paradiesisches Neu-Kaledonien auf Darién, nichts, außer der grimmigen Gewissheit, dass sie 1707 ihre Freiheit an England gegen Bezahlung der Schulden verloren haben. Robert Burns, der schottische Nationaldichter, beklagt sich daraufhin wütend in seinem Gedicht „Such a Parcel of Rogues in a Nation“: „Bought and Sold for English Gold..“

Schottland war bettelarm. Es wundert ja einen nicht, denn die unzähligen Fehden zwischen den Clans, die aus dem geringsten Anlass vom Zaune gebrochen wurden, riss die armen Teufel von Kleinbauern von der heimatlichen Scholle, um ihr Leben in sinnlosen Kämpfen für ihre streitsüchtigen Clan Chiefs zu riskieren. Dazu kam noch, dass der Erzfeind England das Land regelmäßig mit Kriegen überzog, um sich schließlich plündernd und brandschatzend gen Süden zu verabschieden. Da blieb einfach nicht viel übrig zum Überleben. Verständlich daher der Traum von einer Kolonie im Süden, der allen Wohlstand bringen sollte.

Peter Bichler, Eigentümer des „House of Scotland“ und Mitglied unserer Gesellschaft führte uns meisterhaft durch diesen kurzen Traum, der mit dem jähen Untergang endete.

Das Geschäftslokal des „House of Scotland“ erinnert mich an die TARDIS, die fiktive Raum-Zeitmaschine aus der englischen Science Fiction Serie „Dr. Who“, deren Inneres viel größer ist als ihre äußere Erscheinung einer altmodischen blauen Polizei Notrufzelle vermuten lässt. Ich habe die geladenen Gäste nicht gezählt aber in einer genialen Verschachtelung bewegte sich alles in geordneten Bahnen von Regalen zu Spiegeln zum Anprobieren zu Buffettisch mit Kleingebäck, Sekt und Wein bis schließlich man sich wiederfand im nicht so geheimen Hinterzimmer mit schottischem und irischem Whisky. Dort blieben die meisten hängen bis es hieß „Time please!“. Auf Wienerisch: „Sperrstund is!“

Wolfgang Geißler

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