Nichts für Skeptiker
Man vergisst das Fahrgefühl nie. Man sitzt in einem TESLA wie in einer Raumkapsel umgeben von futuristischen Armaturen und lässt den Karren von 0 auf 100 Stundenkilometer innerhalb von 2,7 Sekunden schnalzen, sodass einem die Ohren nur so um den Kopf flattern und man in die Polsterung gepresst wird, wie in einer Atlas Rakete beim Take-Off.
Aber man wartet vergeblich auf eines: das Aufheulen des Motors, was einen nicht verwundern soll, denn es gibt keinen. Wo kein Motor, kein Mechaniker. Wo kein Mechaniker, keine Garagenkosten. Paradiesische Zustände also, wenn auch nicht für den bald arbeitslosen Beruf der Mechaniker, in denen nur die Autowäsche zur teuersten Ausgabe wird. Man freut sich, sollte man meinen, denn man erspart sich sogar die Kfz Steuer und die ist gewiss kein Pappenstiel.
Auf Drängen der Ökologen von der EU zum Dogma erhoben, wird forsch daran gegangen, Verbrennungsmotoren in kürzester Zeit in die Mottenkiste der Geschichte zu verfrachten, in der schon Henry Fords T-Modell schmachtet, um sie mit solchen zu ersetzen, die sich der erneuerbaren Energie bedienen. Neben mit Wasserstoff betriebenen Autos (wir wohlinformierten ABS Mitglieder hatten schon mal einen Vortrag über Wasserstoff-Autos, wobei wir gelernt haben, dass diese erneuerbare Energie nicht ganz so „grün“ ist, wie verkauft) wird eben auch verstärkt auf die Elektrizität zurückgegriffen: E-mobility. Diesem Auto soll die Zukunft gehören.
Man freut sich, sollte man weiters meinen, dass der Ersatz der Schadstoff verbreitenden, stinkenden Diesel- oder Benzinkarossen (man zitiert immer wieder den verkehrsgeplagten Wiener Gürtel als böses Beispiel) durch das so „grüne“ Elektroauto „a brave new world“ einläuten würde.
Spätestens jetzt fällt dem unbedarften Zeitgenossen und dazu gehört der Autor dieser Zeilen auf, dass ein TESLA gar nicht so billig ist. Wenn ein Elektroauto schon keinen Motor braucht ist es unbedingt notwendig, ihm eine Batterie einzusetzen, denn ohne sie bleibt es nur ein potenziell fahrbarer Untersatz, und die ist je nach Kapazität recht teuer. Batterien brauchen Strom, technisch versierte Leute sprechen von Ladestationen, zu Hause oder in E-Tankstellen, und dieser Strom muss produziert werden. Nicht alle leben auf einer Insel der Seligen, wie Österreich mit seiner Wasser- und Windkraft. Die Donau fließt Tag und Nacht und der Wind weht auch fast immer. Andere Länder, andere Sitten, andere Problem. Nicht überall ist es so relativ leicht, umweltschonend Elektrizität zu erzeugen, wie bei uns. Und hier beginnen sich die Probleme zu zeigen. Ein totaler Ersatz aller alten Verbrennungsmotoren durch Elektroautos in Österreich allein bedeutet einen Anstieg von satten 13% im Stromverbrauch mit unvorhersehbaren Netzstabilierungsproblemen für den Verbund, dem es schon jetzt hunderte Millionen kostet, um bei Engpässen das Netz zu stabilisieren. Man braucht da noch gar nicht über andere Probleme, wie die zusätzliche Vernetzung, reden.
Aber das taten die Experten unter uns! Es gab wohl niemanden, der nicht glaubte, dass die Zukunft der E-Mobility gehört und sie äußerten sich dazu aber sie zweifelten an der Durchführbarkeit in dem gewünschten Zeitraum von weniger als fünfzig Jahren. Spätestens jetzt wurde es zum Abend der Skeptiker.
Mr. Capewell, der sich als Unikum vorstellte: ein Engländer, der Deutsch spricht, Dr. Michael-Viktor Fischer und Dr. Markus Hummel, souverän moderiert von unserem Präsidenten Dr. Kurt Tiroch, beantworteten geduldig die ihnen gestellten Fragen aus dem wohl versierten Publikum.
Der Rest des Abends gehörte uns und wurde auch fröhlich genossen mit exzellenten Brötchen und perlendem Sekt „courtesy“ Café Ministerium. Und wenn Sie nicht dabei waren, schade, denn Sie haben was Schönes verpasst!
Wolfgang Geissler
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