Aktuelle wirtschaftspolitische Entwicklung in Österreich - Vortrag von Prof. Dr. Badelt
"Die wirtschaftlichen Voraussetzungen in Österreich für grundlegende Reformen waren in den letzten Jahrzehnten noch nie so gut wie jetzt".
sagte der renommierte Ökonom ,langjährige Rektor der Wirtschaftsuniversität Wien und derzeitige Leiter des Österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung (WIFO), o. Univ. Prof. Dr. Christoph BADELT bei seinem Vortrag vor der ABS am 9.November im Festsaal des WIFO .
Das WIFO ist neben dem Institut für Höhere Studien (IHS) die zweite wichtigste wirtschafts-und sozialpolitische Forschungs-und Prognoseeinrichtung Österreichs. Es verfügt bei 100 Mitarbeitern über ein jährliches Budget von 13 Millionen Euro.
Badelt zeichnete eingangs ein sehr positives Bild von der derzeitigen wirtschaftlichen Lage Östererichs -BIP Wachstum 2017 und 2018 mit 2,8 % Steigerung prognostiziert - warnte jedoch die künftige Bundesregierung davor, die Budgetkonsolidierung zu verlassen (Das Defizit sei im OECD Vergleich sei trotz geringfügigem Rückgang weiterhin unakzeptabel hoch) Grundlegende Reformen in mehreren Bereichen seien unbedingt nötig- das WIFO warnt jedoch ausdrücklich vor "Schnellschüssen" der künftigen Regierung.
Die Steigerung der Exporte seien hauptsächlich für das gute Wachstum verantwortlich (der Warenverkehr mit dem Vereinigten Königreich von über 4 Milliarden Euro würde sich nur bei einem "harten Brexit" merklich verringern)
Die von allen Parteien im Wahlkampf geforderte Absenkung der Abgabenbelastung auf 40% sieht Badelt differenziert. Nicht die "Höhe"sondern vielmehr die "Struktur" der Abgaben sei reformbedürftig. Die Angaben von allen Seiten für die Gegenfinanzierung kann Badelt nicht nachvollziehen. In der gegenwärtigen Debatte in Österreich sind vornehmlich die Abgabensituation, der soziale Zusammenhang und die Arbeitslosigkeit von besonderer Bedeutung. Bei den Förderungen, sowohl beim Bund ,den Ländern und den Gemeinden fordert Badelt vor allem Transparenz ein, die bisher allerdings nicht gegeben ist. Erst dann könne man die Sinnhaftigkeit und die Notwendigkeit beurteilen, Förderungen zu kürzen.
Beim Thema des sozialen Zusammenhanges in Österreich sieht der Vortragende bei den Einkommen eine geringere Ungleichheit als im OECD Durchschnitt. Seit 2015 würde die Ungleichheit zudem etwas zurückgehen. Die Vermögen hingegen sind weit ungleicher verteilt.
Die Arbeitslosigkeit in Österreich ist ungeachtet des derzeitigen Rückganges unakzeptabel hoch( letzter Stand 7,9%),wobei bekanntlich der Anteil der Migranten und der schlecht Ausgebildeten überproportional ist.
Für die neue Bundesregierung hat das WIFO einen Rat und eine Forderung parat:; die sattsam bekannten Strukturreformen ohne Schnellschüsse angehen, dazu einen "langen Atem" und vor allem:
Durchsetzungsfähigkeit- Durchsetzungsfähigkeit und nochmals Durchsetzungsfähigkeit
Für die Teilnehmer an der Veranstaltung eine ungemein bereichernde und informative Darstellung der Lage und der Notwendigkeiten, anschaulich dargeboten und offen kommentiert von einem der renommiertesten Wirtschaftsforscher Österreichs. Eine willkommene Argumentationshilfe für die Beurteilung der beabsichtigen Maßnahmen der neuen Bundesregierung ,um in Österreich endlich die überfälligen Reformen durchzuführen.
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Alexander Christiani
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