Das Café Ministerium
Diesmal beginne ich meinen Bericht von hinten mit der nun schon obligaten Schlussbemerkung: Wenn Sie aus irgendwelchen Gründen heute nicht dabei waren, dann haben Sie wirklich etwas Schönes und sehr Interessantes verpasst!
Kulturell wurden wir durch das Konzertprogramm, das einen musikalischen Bogen vom imperialen Österreich des Joseph Haydn über Wolfgang Amadeus Mozart bis zum Engländer Anthony John Cammell spannte, dargeboten von Originalklang!Streichquartett unter der Leitung von Esther-Rebecca Neumann, sehr verwöhnt.
Kulinarisch verwöhnte uns das Café Ministerium in alter Gewohnheit aufs allerhöchste, untermalt von „easy listening music“ unseres englischen Künstlers und Wahlwieners aus Cambridge, Carl Avory.
Der Star des Abends aber war diesmal das Café Ministerium selbst, das sich im neuen, vergrößerten Gewand des „erweiterten Arbeitszimmers“ präsentierte.
Seinen Namen hat das Café Ministerium aufgrund seiner Lage. Gleich gegenüber liegt nämlich das ehemalige k.u.k. Kriegsministerium (heute Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft). 1935 wurde am Stubenring/ Ecke Georg Cochplatz das Café Ministerium in den Räumen einer ehemaligen Eisenwarenhandlung erbaut. Die ehrwürdige Kaffeesiederfamilie Schumann eröffnete es als „Familien-Espresso italien. Café Ministerium“. Etwa ein Vierteljahrhundert führte die Familie Schumann erfolgreich das Kaffeehaus.
Im Jahre 1960 wurde es vom ehemaligen Ober-Original Karl Tiroch übernommen, der es zusammen mit seiner Gemahlin bis 1980 leitete. Seit 1980 wird es von dessen Sohn Komm.Rat Dr. Kurt Tiroch, unserem rührigen Präsidenten mit seiner Gattin Bernadette betrieben. Viele Beamte der in der Umgebung angesiedelten Ministerien besuchen gerne das Café Ministerium.
Tja, und mein, leider schon verstorbener Vater, seit 1927 Beamter der damaligen Bundeshandelskammer nebenan, lud mich in „sein“ Café Ministerium 1964 auf ein kleines Gulasch und Bier ein, um mir meine zukünftige Hotelkarriere schmackhaft zu machen. Es schien ihm gelungen zu sein!
Wolfgang Geißler
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