Prince George, ein guter Tropfen und die Sorge, wer ihn einmal trinken wird
Gestern Nacht wachte ich auf mit dem Gedanken, was wäre wenn in einer alternativen Realität es in England eine Britisch-Österreichische Gesellschaft, vulgo BAS, gebe, die des Geburtstages eines jungen österreichisch-ungarischen Thronfolgers (1) an einem 21. Juni, sagen wir im Hyde Park, gedachte? Wie würde das gefeiert werden und welches „hochgeistige“ Geschenk würden die austrophilen Engländer (ja, gibt es eigentlich solche?) dem britischen Botschafter zu Wien für den jungen Prinzen übersenden?
Doch in dieser Realität am 22. Juli treffen sich die Verehrer des britischen Könighauses und glühenden Liebhaber guten burgenländischen Weins (oder Wein überhaupt!) schon zum zweiten Mal im Schlosspark am Cobenzl, um den zweiten Geburtstag Prince George’s ausgiebig zu zelebrieren! Darin haben sie Übung, die ehrenwerten Mitglieder der Österreichisch-Britischen Gesellschaft, vulgo ABS, denn es ist bereits schon das dritte Mal, dass Prince George sie zusammenbrachte.
Aber der eindeutige Star unter allen Stars ist noch immer Wien, das sich, vom Cobenzl betrachtet, weit und glitzernd in der flirrenden Hitze dieses superheissen Sommertages unter einem tiefblauen Himmel bis zum Horizont ausbreitet. „Perle im Donautal, reizendes Wien,“ (2) besang schon mit ziemlicher Berechtigung der berühmte Hans Moser diese wunderschöne alte Kaiserstadt.
Ascot ist wohl daran schuld, dass in einer plötzlichen Anwandlung anglophiler Gefühle unser verehrter Präsident Dr. Kurt Tiroch den Mitgliedern einen Hutzwang verordnete, der dem berühmten englischen Rennplatz um nichts nachstehen sollte. Ich, der total Unbeleckte in modistischen Fragen, der daher keine Antwort auf modische Einzelheiten geben kann und, sicherheitshalber, will, bewunderte jedoch den beeindruckenden und schier unendlichen Einfallsreichtum weiblicher Hutträger aber auch die stoische Entschlossenheit der Herren, dem präsidentischen Befehl nachzukommen, die ihre mehr oder weniger belockten Häupter mit Melonen, Zylindern und Strohhüten aller Art bedeckten. Nur ein geknüpftes Taschentuch auf der sonnenversengten Glatze a la mode anglaise fehlte. Dem stadtbekannten ABS Vorstandsmitglied Senator Jochen Ressel oblag die schwierigste Aufgabe aller schwierigen Aufgaben, so wie einst dem Jüngling Paris in der griechischen Mythologie, die schönsten Hutkreationen zu küren.
„Wohlbehutet“ ging es von nun ab ans Werk. Nach wohlgewählten einladenden Worten Dr. Tirochs, musikalisch gekonnt umrahmt vom „Duo gItarena“, die uns mit englischen und amerikanischen Weisen bespielten, verwöhnt mit wohlschmeckenden Happen und erfrischenden Getränken unseres Gastgebers und Corporate Members KR Olaf Hauer, Schlossrestaurant Cobenzl waren wir schlussendlich gestärkt genug uns der kniffeligen Arbeit (man musste sich ja aufopfernd durch drei verschiedene Weine kosten!) unter der ruhigen Anleitung von Siegfried Lass, dem Schwager des zur Zeit im Ausland weilenden Starwinzers und Corporate Members Willi Opitz zu widmen, um zum dritten Mal einen Cuvee zu Ehren des Prinzen, den „Prince George Cuvee 2015“ zu produzieren, der, in eine Magnum Flasche abgefüllt, dem österreichischen Botschafter zu London übergeben wird, der versprach, sie dann gewissenhaft an den Kensington Palace überweisen zu lassen. Das weitere Schicksal dieser dritten Flasche zusammen mit ihren zwei Schwestern aus den Vorjahren entzieht sich meiner Kenntnis aber es ist anzunehmen, dass irgendjemand sich ihrer einmal erbarmen wird. Entweder die Eltern des Prince George oder er selbst, sobald das englische Jugendschutzgesetz es erlaubt. Ein guter Tropfen wird er auf jeden Fall sein, der Wein.
Wolfgang Geißler
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(1) Ferdinand Zvonimir, Erzherzog von Österreich, geb. 21. Juni 1997, Sohn des Erzherzog Karl und der Erzherzogin Francesca.
(2) Perle im Donautal, reizendes Wien,
in jedem Gasserl liegt
ein kleines Märchen drin!
Märchen von dazumal, voll Poesie,
leis erklingt im Innern
von uns ältern Wienern eine zarte Melodie:
Refrain:
Ich trag im Herzen drin ein Stückerl altes Wien
Ein Stückerl Seligkeit aus dieser Zeit.
Sind auch wir ältern Herr'n heut a bisserl unmodern,
Freunderl, das macht uns nichts, tut uns net leid.
Sind wir auch graumeliert, was schließlich jeder wird,
schaun uns doch dann und wann d'Maderln noch an!
Ich trag' im Herzen drin ein Stückerl altes Wien
und bleib' auf jeden Fall so, wie i bin!
Du warst jung, ich war jung,
das ist vorbei,
nur die Erinnerung
bleibt heut noch für uns zwei!
Du warst fesch, ich war fesch
und so verliebt,
denk' nur an die Schatzerln,
an die süßen Fratzerln,
weil's ja doch nichts Schönres gibt:
Refrain:
Ich trag im Herzen drin ein Stückerl altes Wien
Ein Stückerl Seligkeit aus dieser Zeit.
Sind auch wir ältern Herr'n ein bisserl unmodern,
Freunderl, das macht uns nichts, tut uns net leid.
Sind wir auch graumeliert, was schließlich jeder wird,
schaun uns doch dann und wann d'Maderln noch an!
Ich trag' im Herzen drin ein Stückerl altes Wien
und bleib' auf jeden Fall so, wie i bin!
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