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Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt

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„Plisch und Plum“ aus dem Jahre 1882, gezeichnet und gedichtet von dem großen Humoristen Wilhelm Busch sollen dazu Pate gestanden sein mit dem Vers „Aber hier, wie überhaupt, kommt es anders, als man glaubt“.

Überliefert ist aber und im kollektiven Gedächtnis verankert der aussagestarke Stoßseufzer „Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt“, den unser Präsident Prof. Dr. Kurt Tiroch gestern zum zweiten Mal innerhalb von ein paar Jahren tätigen sollte.

Als am 15. März 2017 ein schwerer Schneesturm in den Vereinigten Staaten den als Hauptvortragenden angekündigten Dr. Ludwig, Executive Chairman der Umdasch Group, verhinderte, an einer ABS Veranstaltung im Café Landtmann aufzutreten, so war es diesmal unser Vizepräsident und Botschafter a. D. Dr. Alexander Christiani, der unvermutet wegen einer kurzzeitig angesagten Hochzeit nach England entfleuchen musste.

Das mit dem Entfleuchen hat schon Tradition bei uns, denn am 14. März 1848, (wie sich die beiden Daten doch ähneln) musste unser einstiger Staatskanzler, der Kutscher Europas, Fürst Metternich aufgrund der Unannehmlichkeit einer Revolution in Wien ebenfalls in dasselbe Land vorübergehend übersetzen.

Gestern hinterließ Dr. Christiani eine große Lücke, denn nicht nur war unser Vizepräsident, durch seine Freundschaft mit Univ. Prof. Dr. Nowotny prädestiniert, hauptverantwortlich dafür, dass dieser Abend im gewaltigen Rahmen des historischen Kassensaals der Oesterreichischen Nationalbank überhaupt zustande kommen konnte, sondern er war auch der Moderator dieses Events, eine Lücke, die aber von unserem Präsidenten als „Notnagel und Moderator“ einspringend „nach bestem Wissen und Gewissen“ wie doch immer meisterhaft gefüllt wurde.

Univ. Prof. Dr. Ewald Nowotny verlässt die OeNB als letzter der amtierenden Chefs, also noch nach seinen drei Direktoriumskollegen, Ende August, was ihn, als Interviewten in einer rosafarbenen Zeitung zur Bemerkung verführte: „Ich bin der letzte Mohikaner“, womit wir schlussendlich beim „Lederstrumpf“ des James Fenimore Cooper angekommen sind. Schon im 19. Jahrhundert war das geflügelte Wort „der letzte Mohikaner“ für viele letztüberlebende Zeitzeugen oder Anhänger einer Idee sprichwörtlich.

Also harrten gut 140 Gäste, von denen jedoch mehr als die Hälfte Mitglieder der von uns eingeladenen Österreichischen Gesellschaft für Außenpolitik und die Vereinten Nationen (ÖGAVN) waren, gespannt auf die Worte des scheidenden Gouverneurs einer 203 Jahre alten Institution in der Hoffnung auf einen unzensurierten Zeitzeugenbericht der letzten elf Jahre an der Spitze der Oesterreichischen Nationalbank.

Sein Werken und Wirken war, so erzählte er uns, von den großen Krisen, die durch den Kollaps der Lehman Brothers verursacht worden waren überschattet bzw. wurden von ihnen begleitet. Er konnte aber mit Sicherheit behaupten, dass die Notenbanken wesentlich zur Krisenbewältigung beigetragen haben, denn sie hatten aus der Geschichte gelernt und so eine Wiederholung der Finanzkrise der 1930er Jahren verhindert.

Sein Querschnitt durch die elf Jahre berührte unter vielem anderen die erfolgreiche Performance Österreichs Banken in Osteuropa, dass sie trotz Schwierigkeiten blieben aufgrund der sogenannten Vienna Initiative.

Die Wiener Koordinationsinitiative europäischer Banken („Wiener Initiative“) sollte dazu beitragen, die Stabilität des Finanzsektors in Mittel-, Ost- und Südosteuropa zu sichern. Im Rahmen dieses Forums versuchten internationale Akteure des öffentlichen und privaten Sektors, ihre Entscheidungen zu koordinieren. Eingerichtet wurde das Forum im Jänner 2009 auf Initiative der EIB, der Europäischen Kommission, der EBWE, des IWF und der Weltbank zur Sicherung der Kreditvergabe in Krisenzeiten.

Diese Vienna Initiative entwickelte Notfallmaßnahmen für die Krise. In erster Linie ging es darum, die Liquidität des Bankensektors in der Region kurzfristig zu sichern. Durch die Maßnahmen sollte der Rückzug internationaler Bankkonzerne aus der Region vermieden werden. Gleichzeitig versuchten EIB, Weltbank und EBWE, die Kreditvergabe in diesen Volkswirtschaften aufrechtzuerhalten.

Er sprach ebenfalls über Jörg Haiders Spielzeug, die Hypo Alpe Adria, eine „Gangsterbank“, wie er sie bezeichnete. Zum ersten Mal hätte ein Bundesland, wie Kärnten, bankrott gehen können, wie überhaupt, so legte er in seiner ruhig Weise dar, Länder mit eigener Währung nie in Konkurs gehen können, während es Mitgliedsstaaten in der Eurozone sehr wohl können, womit auch Kärnten gemeint war.

Das wohlinformierte Publikum beteiligte sich im Anschluss an den Vortrag eifrig an der Question and Answer Session. Auf die Frage hin, ob die Eurozone je zerfallen könnte, antwortete Univ. Prof. Dr. Nowotny mit dem Zitat aus einer Rede Mario Draghis in London vom 26. Juli 2012: „Within our mandate, the ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough.”

Vielleicht hatte man sich zuviel des „Unzensurierten“ erhofft aber enttäuscht wurde trotzdem niemand.

Wolfgang Geißler

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